Unser derzeitiges Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell ist alles andere als nachhaltig. Wir verbrauchen die vorhandenen natürlichen Ressourcen, zerstören Lebensräume und verändern sogar das Klima. Gleichzeitig stellt sich die Frage wozu das alles? Anstatt die Früchte des technischen Fortschritts zu genießen, arbeiten wir uns ab bis knapp ans Burnout und leiden unter permanentem Konkurrenzdruck. Wieso leben wir nicht in einer schönen Welt, in der jeder Mensch mindestens drei Monate Urlaub im Jahr hat und es normal ist, bis 30 zu studieren? In einer Welt, in der das alles kein Problem ist, da sowieso Maschinen für uns arbeiten? Diese Utopie beschrieb einst Keynes im – völlig ernst gemeinten – Artikel “The economic possibilities of our grandchildren“. Was ist da schief gelaufen? Dieser Frage werden wir im Zuge der SOLV auf den Grund gehen.
Sozio-ökologischer Wandel steht schlagwortartig für einen Transformationsprozess hin zu einer ökologisch nachhaltigen Wirtschaft und sozial gerechten Gesellschaft. Eine Einführung in das Thema wird Ulrich Brand geben.
Themenblock 1: Gerechtigkeit und Klimawandel
Der Klimawandel wird diejenigen Menschen am härtesten treffen, die am wenigsten dazu beigetragen haben ihn auszulösen: Kleinbäuer/innen in Entwicklungsländern, denen ein immer unberechenbareres Klima die Lebensgrundlage entzieht, und – natürlich – zukünftige Generationen.
Wir werden uns in diesem Themenblock genauer mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels auseinandersetzen und konnten dafür Helga Kromp-Kolb gewinnen. Eine Einheit, gehalten von Judith Zimmermann-Hößl und Johannes Steiner, wird dem Thema Klimagerechtigkeit gewidmet. Schließlich werden wir uns mit Sozialer Gerechtigkeit und Wachstum auseinandersetzen, und die Frage stellen, wer eigentlich vom Wachstum profitiert. Als Vortragende wird uns hier Miriam Rehm unterstützen.
Themenblock 2: Umwelt, Politik und Ökonomie
Wie reagieren politische Akteure auf den Klimawandel und andere Umweltprobleme? Dazu werden wir uns einerseits die Klimastrategie der EU und andererseits Fallbeispiele aus Lateinamerika ansehen. Unterstützt werden wir durch Melanie Pichler und Angela Köppl.
Die EU ist treibende Kraft in den Verhandlungen zu einem Internationalen Klimaschutzabkommen, konnte allerdings die Blockade desselben durch die USA und die großen Schwellenländer bis dato nicht überwinden. Gleichzeitig wird das vielleicht gutgemeinte System des CO2-Zertifikate Handels in der EU immer mehr zur Farce.
Themenblock 3: Wachstumsdiskurs
Lassen sich Wirtschaftswachstum und ökologische Nachhaltigkeit vereinbaren? Und wenn nicht, ginge es auch ohne Wachstum? Wie kann exzessive Arbeitslosigkeit ohne Wirtschaftswachstum bekämpft werden?
In diesem Block wird das Konzept „De-Growth“ von Christian Kerschner vorgestellt. Stefan Schleicher wird zu den Erfahrungen der EU mit Green Growth berichten. Schließlich wird Marina Fischer Kowalski analysieren, ob ein „Decoupling“ von Wirtschaftswachstum, Wohlfahrt und Ressourcenverbrauch überhaupt möglich ist.
Themenblock 4: Lösungsansätze
In der SOLV wollen wir den Fokus nicht ausschließlich auf Probleme legen, sondern auch mögliche Lösungen aufzeigen. Wie kann ein Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit bei ungeschmälerter Lebensqualität – also ein Sozio-ökologischer Wandel – funktionieren?
Karl Aiginger wird zu den Möglichkeiten eines Sozio-ökologischen Wandels für Europa und den neuesten Forschungsergebnissen des WWWforEurope Projekts referieren. (http://www.foreurope.eu/)
Kurt Kratena wird ein „Low-Growth – High Welfare“ Modell für Europa vorstellen und dabei auch auf Makromodelle und deren praktische Anwendung eingehen. (Volkswirtschaft ist doch zu was nütze!)
Schlussendlich wird ein Sozio-ökologischer Wandel nicht ohne die Veränderung menschlichen Verhaltens auskommen. Wir werden uns also auch damit auseinandersetzen, wie Menschen dazu bewegt werden können, sich tatsächlich nachhaltig zu verhalten. Reine Informationskampagnen haben ja bislang wenig gefruchtet – wir wollen herausfinden, ob es da nicht noch effizientere Möglichkeiten gibt den Homo Ökologikus im Menschen hervorzulocken.